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Informationsbericht
Diese paradiesischen Zustände haben ein jähes Ende gefunden als in den fünfziger Jahren aus den Suchbohrungen im Risstal nach Erdöl der anfallende Bohrschlamm in die Riedgrube eingeleitet wurde. Das Unglück wurde auch noch dadurch verstärkt, dass auch Klärgrubenleerungen eingeleitet wurden. Die Müll- und Bauschuttablagerungen haben dann das endgültige Aus für das wertvolle Naturbiotop bedeutet.
Als dann bekannt wurde, dass die Riedgrube offiziell als Bauschuttdeponie ausgewiesen werden sollte, ist eine kleine Gruppe Naturfreunde aktiv geworden und hat mit Hilfe des BUND Kreisverbandes Biberach bewirken können, dass die Deponie abgewendet werden konnte.
Bei der vorläufigen Sanierungsplanung wurde festgelegt, dass im Bereich der Laichtümpel wenigstens teilweise die ursprüngliche Nutzung erkennbar bleiben muss, denn bei der Riedgrube handelte es sich in gewisser Weise auch um ein kulturelles Denkmal.
Eine Totalsanierung wäre natürlich sinnvoller gewesen, hätte aber sehr hohe Kosten verursacht und großen Aufwand erfordert.
Ein weiterer Schwerpunkt war auf die Wiederherstellung der Laichgewässer ausgerichtet. Die ehemaligen Laichtümpel waren mit dem eingelagerten Bohrschlamm vollgelaufen. Diesbezüglich war auch der BUND Kreisverband wieder behilflich, er organisierte und bezahlte die Baggerarbeiten.
Auf der übrigen Fläche im Sohlenbereich der Grube wurde bis zuletzt versucht durch jahrelanges häufiges Mähen und dem Abtransport der Biomasse die massive Überdüngung abzubauen. Das Mähen wurde lange ausschließlich mühevoll mit der Sense bewerkstelligt. Eine Zeitlang wurde leider versucht diese Arbeiten mit Mulch-Mäher und Freischneider zu machen. Das Mähgut blieb dadurch zwangsläufig liegen. Das hatte massive negative Folgen. Durch den erneuten Eintrag von Nährstoffen hat das massive Wachstum bzw. der Wildwuchs von Brennnessel, Zaunwinde, Klettenlabkraut, Brombeere und auch die Aussamung von Gehölzen und Bäumen schlagartig wieder eingesetzt. Es blieb keine andere Wahl, die Mäharbeiten mussten wieder mit der Sense durchgeführt werden.
Die Erkenntnis aus dieser Erfahrung hat wieder einmal gezeigt, dass das Mulchen im Naturschutzbereich keine gute Lösung ist.
Die Mülldeponie die sich über die ganze Länge auf der Westseite der Grube erstreckte, wurde einige Meter tief gründlich durchgearbeitet. Der freigelegte Müll ist mit vielen Helfern abgesammelt und entsorgt worden. Es hat dann noch Jahre gedauert bis der ganze Hang nach und nach saniert war und mit Wildrosensträucher, die größtenteils von uns aus Samen nachgezogen wurden, bepflanzt werden konnte.
Um in den Laichgewässern gute Voraussetzungen für die Entwicklung der Amphibien zu gewährleisten und auf der Grubensohle und am Hangbereich geeignete Wachstumsbedingungen für Pflanzen zu schaffen, musste leider der hohe Strauch- und Baumbestand am Südwestlichen Trauf zurückgesetzt werden. Das ist uns sehr schwer gefallen und wurde lange hinausgezögert. Als dann erwartungsgemäß die nach Licht und Sonne suchende Hangbepflanzung in die Höhe schoss und im Winter von der Schneelast niedergedrückt wurde, mussten wir leider in den sauren Apfel beißen. Die erwartete, berechtigte Kritik aus der Bevölkerung ist jetzt, so hoffen wir, relativiert. Denn die niedrige Ersatzbepflanzung und der neu angelegte Blühstreifen sind, unserer Ansicht nach, ein mindestens gleichwertiger Ausgleich. Durch die umfangreiche Umgestaltung an der Süd-West Seite, ist jetzt ein optimales Brut- und Nahrungsangebot für Kleinvögel entstanden, bzw. noch am Entstehen.
Ab 2018 hat sich der BUND Kreisverband aktiv an den Sanierungsarbeiten beteiligt. Die Pflege der Riedgrube wurde 2019 vertraglich mit der Stadt Biberach geregelt. Ein Gestrüppmäher wurde gekauft und die weiterführenden Sanierungsziele verbindlich geregelt.
An der Sicherung der Laichgewässer wird und muss mit Nachdruck weitergearbeitet werden, denn durch die fortschreitende Austrocknung der oberen Bodenschichten drückt kein Wasser mehr von der Seite und von unten in die Laichtümpel nach. Durch die flächige Abtragung von Bohrschlamm mit dem Bagger bis auf die ursprüngliche Grubensohle soll nun den tiefer liegenden Bereichen Niederschlagswasser zugeführt werden.
Die bis zu 80 cm dicken Kiesschichten, durch die das Druckwasser jahrzehntelang hochgestiegen ist, bewirken nun das Gegenteil. Das Niederschlagswasser fließt jetzt durch diese Schichten ab und die Laichtümpel trocknen aus oder werden erst gar nicht gefüllt.
Mit drei LKW-Ladungen Mergel wird momentan versucht den Sammeleffekt von Niederschlagswasser zu verbessern und die Kiesschichten mit Mergel gefüllten Gräben abzusperren.
Mit dem Abschluss der zuletzt genannten Maßnahmen ist die Sanierung der Riedgrube weitestgehend abgeschlossen, es sind dann nur noch die jährlich anfallenden Mäharbeiten durchzuführen. Die Blühwiese an der Nordseite und die Grubensohle werden im Spätherbst und die Blühstreifen, aus Rücksicht auf die Entwicklung der Insekten, erst im Frühjahr, nach dem Wachstumsbeginn der Bodenvegetation gemäht.
Die natürliche Entwicklung der vielen, einzelnen Biotopbereiche muss nun Vorrang haben. Bestenfalls sind bei etwaigen Fehlentwicklungen nur punktuell, gut überdachte Lenkungsmaßnahmen durchzuführen.
Walter Ehrle, November 2020